Materielles Kulturerbe Montafon
Das materielle Kulturerbe im Montafon durch eine nachhaltige Sammelstrategie aller Museen für die Zukunft sichern
Der Heimatschutzverein Montafon ist mit über 900 MitgliederInnen eine der größten und am stärksten wachsenden kulturellen Vereinigungen Vorarlbergs. Er kümmert sich um die vier Montafoner Museen sowie das Montafon Archiv und führt zahlreiche Projekte und Veranstaltungen durch.
Mit nahezu 7.000 Objekten gehört die Montafoner Sammlung zu den bedeutendsten regionalen Sammlungen Vorarlbergs. Das Montafon Archiv verfügt über zahlreiche Dokumente – ca. 10.000 Fotos – und fand mehrmals Erwähnung in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Zwei Dinge waren der Anlass für das 2013 gestartete LEADER-Projekt: Die Notwendigkeit eines sensiblen Umgangs mit den Ausstellungsräumen sowie der Wunsch, andere historisch markante Objekte außerhalb der Museen zu erfassen und bauhistorisch zu untersuchen.
Der Heimatschutzverein Montafon ist Trägerverein und Betreiber der vier Montafoner Museen. Ihre Einrichtung und Betreuung sowie die des Montafon Archivs in Schruns gehören, neben zahlreichen weiteren Projekten zur Geschichte und Gegenwart des Montafons und einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm zu den wichtigsten Aktivitäten. Heute zählt der Verein über 900 Mitglieder und gehört damit zu den größten und am stärksten wachsenden kulturellen Vereinigungen Vorarlbergs.
Sammlung
Die Montafoner Museen verfügen mit nahezu 7.000 Objekten über eine der bedeutendsten regionalen Museumssammlungen Vorarlbergs, die in den letzten 107 Jahren gesammelt, inventarisiert und präsentiert wurden. Diese Sammlung stellt gemeinsam mit dem Archiv das „Gedächtnis“ des Tales dar und soll ein offener Wissensspeicher für verschiedene Zielgruppen werden. Die Anfänge der Sammlung liegen weitgehend im unsystematischen Erwerb von Objekten. Oft spielten Zufälle, persönliche Vorlieben oder die zur Verfügung stehenden Mittel eine entscheidende Rolle. Objekte jüngeren Datums fehlen weitgehend. Um auch die Entwicklungen dieser für die Geschichte und Gegenwart des Montafons so prägenden Jahrzehnte zu dokumentieren und zu archivieren ist es notwendig, ein tragfähiges Konzept für eine weitere Sammlungstätigkeit zu entwickeln. Darüber hinaus soll aber auch der vorliegende Bestand nachhaltig für zukünftige Generationen gesichert werden. Mit dem Ansatz„Horizont 100“(Joachim Huber – Fa. prevart) werden geeignete Sammlungsstrategien und Vorgehensweisen erarbeitet, die nach dem optimalen Einsatz der heute vorhandenen Mittel bezogen auf das Vorhandensein der Objekte in 100 Jahren und auf die Vermeidung von Redundanzen in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern Bezug nimmt. Damit es zu möglichst wenigen Doppelgleisigkeiten in der Museumslandschaft des südlichen Vorarlbergs kommt, ist hier eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung der Museen untereinander dringend nötig.
Archiv
Im Jahr 2002 konnte der Stand Montafon im Untergeschoß des Montafoner Heimatmuseums in Schruns das nach modernen Grundsätzen eingerichtete Montafon Archiv mit einer Fläche von über 100 m2 eröffnen. Der Grundbestand basiert auf der umfassenden Sammeltätigkeit von Dr. Josef Zurkirchen, der im Laufe der vorangegangenen Jahrzehnte Dokumente aus dem Montafon im Umfang von weit über 1.000 Aktenordnern gesammelt hat. Diese Sammlung ist unter der Bezeichnung Zurkirchen-Archiv bekannt und wird durch eine stattliche Anzahl von Nachlässen mit Montafon-Bezug ergänzt. Vor allem in letzterem Bereich konnte das Archiv in den letzten zehn Jahren beachtliche Zuwächse verzeichnen. So wurden in Form von Leihgaben, Überlassungen und Ankäufen weit über 100 Bestände übernommen, die zum Teil mehrere Dutzend Aktenordner umfassen. Ein Teil der Bestände ist noch nicht inventarisiert. Zudem kristallisierten sich in den letzten Jahren einige Forschungsschwerpunkte zur Montafoner Geschichte heraus, aus denen sich im Archiv eigene themenbezogene Sammlungen entwickelten. Als Beispiele seien an dieser Stelle das Berghistorische Archiv und das Wintersportarchiv genannt. Bereits seit einiger Zeit wird zudem an einer Aufsatz- und Zeitungssammlung gearbeitet, bei der möglichst viele Artikel zu Talschaftsthemen gesammelt werden. Das Audio- und Videoarchiv mit nahezu 300 Interviews zählt zu den größten seiner Art im mittleren Alpenraum und wird laufend erweitert. Zudem ist noch festzuhalten, dass die historische Fotosammlung laufend ausgebaut wird und bereits über 10.000 Fotografien aus der Montafoner Geschichte beinhaltet.
Museumsgebäude und Ausstellungseinrichtungen
Ferner stehen neben dem Erhalt bzw. der Weiterentwicklung der Sammlung und des Archivs auch die Museumsgebäude, die integraler Teil der Außenwirkung und selbst zu schützende Kulturgüter sind, im Mittelpunkt des Projekts. Die vier Gebäude sind sichtbare Objekte der historischen Kulturlandschaft und auch die Räumlichkeiten, in denen Dauer- und Sonderausstellungen gezeigt werden, sowie die Einrichtung dieser Museumsräume sind Teil des materiellen Kulturerbes und haben eine entsprechend große Bedeutung. Gerade die Historizität dieser Objekte wurde bisher oft unterschätzt und dementsprechend soll vermehrt auf einen sensiblen Umgang mit bzw. einen klaren Miteinbezug der Museums- und Ausstellungsräume sowie des Mobiliars geachtet werden.
Objekte im Montafon
Schließlich sollen auch Objekte außerhalb der Museen, die als markante und erhaltenswerte Gebäude in der Kulturlandschaft wahrgenommen werden, erfasst und bauhistorisch untersucht werden, um die Bedeutung dieses materiellen Kulturerbes einerseits den Eigentümern, aber auch darüber hinaus einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Diesbezüglich konnten in der vergangenen Jahren im Rahmen des Projekts „Maisäßinventar Montafon“ bereits zahlreiche positive Erfahrungen gemacht werden, denn durch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Objekten stieg deren ideeller und materieller Wert auch für die Eigentümer und ein Bewusstsein für eine sensible Erhaltung konnte geschaffen werden. Zahlreiche konkrete Renovierungs- und Restaurierungsmaßnahmen waren die Folge der Auseinandersetzung mit der Thematik.
Die Gemeinden des Montafons möchten eine nachhaltige Sammelstrategie für alle Museen der Talschaft entwickeln. Mit dem Projekt werden Grundlagen für die Präsentation, die Restaurierung und die Sammeltätigkeit geschaffen. Darüber hinaus sollen die historischen Museumsräumlichkeiten authentisch weiterentwickelt und dabei Kulturgüter exemplarisch dokumentiert werden. Ergänzend zu diesen Zielen soll die Bedeutung der Montafoner Sammlungen durch Workshops, Vorträge, Führungen, Exkursionen, Ausstellungen, Social Media sowie Museumspublikationen auch der breiten Öffentlichkeit vermittelt werden.
- Die Musealisierungsgeschichte und die Sammlungsstrategie liegen vor. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Montafoner Museen sind durch die Arbeit an diesem Projekt näher gerückt, haben mehr Verständnis und Wissen füreinander bzw. voneinander entwickeln können.
- Die Dauerausstellung im Montafoner Heimatmuseum in Schruns zeigt nunmehr sei 01.09.2014 eine Reihe von restaurierten Objekten, die insbesondere auf Schwerpunkte der Sammlung der Montafoner Museen verweisen (Votivbilder, Krauthobel, Uhren, Sakralgegenstände uvm.). Einzelne Objekte die derzeit nicht präsentiert werden, werden unter besseren Rahmenbedingungen gelagert.
- Ein Großteil der Buchbestände im Archiv wurde in neu angefertigte Schränke im Kellergeschoß übertragen. Erhebliche Teile der Gemeindearchive sowie von Nachlässen wurde in säurefreie Umschläge bzw. Kartons übertragen und inventarisiert. Ein wesentlicher Teil der Sammlung an Textilien konnte in neue Schränke umgelagert werden. Außerdem wurden große Teile der Sammlung in neue säurefreien Schachteln eingelagert. Die Inventarisierung des Bestandes konnte nahezu abgeschlossen werden. In Form von Führungen und Vorträgen sowie im Rahmen der Dauerausstellung wurde die Umsetzung vermittelt.
- Die Museumsräumlichkeiten im Museum Frühmesshaus Bartholomäberg wurden authentisch weiterentwickelt, sodass nunmehr auch das Gebäude ein Teil der Ausstellung ist. Die barocke Stube dient seither insbesondere für verschiedene Veranstaltungen wie Erzählnachmittage oder das offene Singen in den Museen.