Mensch & Berg
Die Geschichte einer leidenschaftlichen Beziehung
Äußerer Anlass für dieses Projekt ist das 125-Jahr-Jubiläum des Österreichischen Alpenvereins Sektion Montafon. Das Thema „Alpinismus“ wurde in Vorarlberg lange Zeit museal und historisch kaum behandelt. Die Talschaft Montafon zeichnet sich dadurch aus, dass Lebensumstände und Wirtschaftsformen massiv durch die alpine Lage bestimmt sind. Daher machten sich Akteure im Montafon die Neuorientierungsphase der Montafoner Museen zunutze, um das Thema „Berg als Lebensraum“ in einer Ausstellung und durch weitere Aktionen nahezubringen. Dabei bot sich die Nutzung vieler Sammlungen wie Bilder und Erinnerungen an.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass das Montafon vorarlbergweit gesehen für sich in Anspruch nehmen darf, die Kompetenz in Sachen „Berge“ zu besitzen. Die historischen Lebensumstände im Tal sind gleichermaßen wie die aktuellen Wirtschaftsformen des Tales massiv durch die Lage in zum Teil hochalpinen Gelände bestimmt. Schon allein vor dem Hintergrund, dass das Thema Alpinismus bislang in Vorarlberg museal und historisch nicht berücksichtigt wurde, sehen sich die Antragstellenden in einer interessanten Position.
Darüber hinaus ist festzuhalten, dass sich die Montafoner Museen derzeit in einer Neuorientierungsphase befinden, die künftig ihre Stärken noch mehr durch das Zusammenspiel herausstreichen wollen. Das Projekt zum Alpinismus bietet damit in idealer Weise die Chance, einzelne Aspekte des künftigen gemeinsamen Vorgehens zu testen. Dazu zählt auch und insbesondere die Zusammenarbeit mit außerhalb des Museumsbogens liegenden Einrichtungen wie das Kunstforum Montafon oder etwa der Kulturverein illlitz.
Die jubiläumsbedingte Thematisierung des Phänomens „Berg als Lebensraum“ bietet in mehrfacher Hinsicht Chancen, die Region Montafon als historisch gewachsenen, homogenen und intakten Lebens- und Kulturraum zu definieren und zu begreifen. Wesentliche Medien dafür dürften Bilder und die Sprache sein. Schon in der Frühzeit eines wachsenden Interesses für Gebirgslandschaften schufen leidenschaftliche Bergfreunde regelrechte Bildenzyklopädien. Gleichzeitig fand die Begeisterung ihren Niederschlag auch in Schilderungen, Erzählungen und Beschreibungen. Nicht zuletzt erlebte der Lebensraum Gebirge im Laufe des 20. Jahrhunderts ein steigendes wissenschaftliches Interesse (etwa in ethnologischer Hinsicht, wie ein Teil des Projekts zeigen möchte).
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die augenfällige Obsession des Sammelns – des Sammelns und Registrierens von Berggipfeln, des Sammelns von Bergbildern und Berggeschichten, aber auch des Sammelns von Bergerinnerungen. Die Ausstellungen zu dieser Thematik erfassen und präsentieren solche Ausformungen der Sammelleidenschaft: Gemalte Bilder von Bergen, gezeichnete Gebirgspanoramen, in Fotos festgehaltene Berge und Bergerfahrungen, erzähl-te Erinnerungsarchive, gesammelte Relikte eines archaischen Lebens im Gebirge. Solch bildhafte, akustische, und literarische Erzählweisen vom Leben am Berg bilden eine inhaltliche Klammer, die alle Ausstellungsstationen verbindet.
Nicht zuletzt bietet dieses Ausstellungsprojekt die Chance, den historischen „Kulturlebensraum Bergland“ mit der gegenwärtigen Präsenz dieses Kulturraumes auf Vermittlungsebene zu verknüpfen. Dies geschieht in einer begleitend intendierten Einbeziehung der Landschaft, in Form von Blick-Inszenierungen, aber auch in Form von Exkursionen, Wanderungen, Hüttenabenden und Themenführungen in der Landschaft.
Für die Aufarbeitung des Themas „Mensch und Berg“ im Montafon sollte ein zukunftsfähiger Prototyp entwickelt und die Kooperationen mit dem Kunstforum Montafon manifestiert werden. Damit sollten wertvolle Impulse für eine erfolgreiche Positionierung der Dachmarke„Kulturlandschaft Montafon“ generiert werden. Bilder, Texte, Menschenschicksale und lebende Erinnerungen sollten an fünf Ausstellungsorten präsentiert werden: in den vier Museen Schruns, Bartholomäberg, Silber tal und Gaschurn sowie im Kunstforum Montafon. Ergänzend dazu sollte das Montafon Archiv durch ein spezielles Alpinismus-Archiv ergänzt werden.
Das Projekt konnte im Jahr 2009 erfolgreich umgesetzt werden. Zunächst fand eine wissenschaftliche Aufbereitung der Thematik statt und das Alpinismus-Archiv im Montafon-Archiv wurde aufgebaut. Die Ausstellungen an den fünf Standorten wurden geplant und durchgeführt. Parallel dazu begeisterte ein Vermittlungsprogramm mit Exkursionen, Lesungen und Vorträgen Einheimische, Zugezogene und Gäste. Kooperationen mit anderen Museen in Hohenems, Wien und Innsbruck konnten geschaffen bzw. gefestigt werden. Die 2009 erschienene Publikation „Mensch & Berg im Montafon“ macht das Ausstellungsthema auf lange Frist für interessierte zugänglich. Dieses Projekt trug stark zu der überregionalen musealen Bedeutung des Montafons bei.