Mobiles Wohnzimmer

LES 14-20

Projektträger:in Offene Jugendarbeit JAM 6780 Schruns

1. April 2017
30. September 2019

Aufbau der mobilen Jugendarbeit im Montafon und Schaffung eines mobilen Begegnungsraums für Austausch und gesellschaftliches Lernen.

Das mobile Wohnzimmer ist ein Projekt, welches mobile Jugendarbeit im Montafon möglich gemacht hat. Es ergänzt somit das bereits bestehende Angebot der Offenen Jugendarbeit JAM, welche seit Jahren standortbezogene Jugendarbeit leistet.

Durch die dezentrale Lage einiger Gemeinden im Montafon und in Ermangelung von Hilfs- und Beratungsstellen für junge Menschen vor allem in besonders abgelegenen Gebieten konnte somit eine Versorgungslücke geschlossen werden. Das Projekt ist zugleich eine Weiterentwicklung sozialer Dienstleistung im öffentlichen Raum.

Das mobile Wohnzimmer ist in eben diesem Raum tätig und stellt ein aufsuchendes, lebensweltorientiertes soziales Unterstützungs- und Beratungsangebot dar, welches Zugang zu schwer erreichbaren Jugendlichen sucht und als Multiplikator für die Popularität und den Zulauf der Offene Jugendarbeit Montafon dient. Grundsätzlich richtet sich dieses Angebot an alle interessierten Jugendlichen im gesamten Tal, wendet sich aber im Besonderen an junge Menschen mit prekären gesellschaftlichen Inklusionschancen. Besonders für Jugendliche in sozial wie ökonomisch benachteiligten Lebenslagen, deren Möglichkeiten an der gesellschaftlichen Teilhabe ungewollt eingeschränkt sind, offeriert das Projekt vermehrte Chancen für Beteiligung und Inklusion.

Hier fungiert das mobile Wohnzimmer als Anlaufstelle für eine breit gefächerte Bedürfnissituation für junge Menschen. Es bietet ein niederschwelliges und attraktives Angebot für junge Menschen, egal welcher Herkunft oder Jugendkultur diese angehören.

Ein multiprofessionelles Team von mobilen Jugendarbeiter*innen garantiert ein breites Hilfsangebot für die oft schwierigen Lebenssituationen von pubertierenden und adoleszenten Menschen im Montafon.

Die Jugendarbeit im Montafon hat in den letzten Jahren deutliche Veränderung erfahren. Durch den Jugend-Beteiligungsprozess in den Jahren 2014 und 2015 und den Umzug des Jugendhauses JAM in ein geeigneteres Gebäude wurden viele interessierte Jugendliche angesprochen und für die Angebote und die Qualität der Jugendarbeit im Montafon sensibilisiert. Das Ergebnis sind die annähernde Verdreifachung der Besucherzahlen im Jugendhaus in Schruns, ein deutlich breiteres Angebot an jugendspezifischen Aktivitäten und zudem spezielle Angebote für „junge Jugendliche“ bis 16 Jahren und Angebote ausschließlich für Mädchen.

Im Rahmen des Jugend-Beteiligungsprozesses wurde deutlich, dass gerade die jungen Jugendlichen im Alter von 13 bis 16 Jahren sehr auf den sozialen Nahraum ihrer Gemeinde angewiesen sind und sich aufgrund der schulischen, bzw. beruflichen Strukturen oft nur zwischen Wohnort und Schul,- bzw. Lehrplatz bewegen. Eine Bestätigung dieser Feststellung gaben uns die Ergebnisse des 2015 und 2016 im Montafon breit angelegten Spiel- und Freiraumkonzeptes. Derzeit gibt es in den Montafoner Gemeinden keine nachhaltigen und dauerhaften Angebote für Jugendliche, die Nachfrage hingegen ist vorhanden. Diejenigen Jugendlichen (Einzelpersonen und Gruppen), die die Angebote der standortbezogenen Jugendarbeit nicht in Anspruch nehmen, können derzeit nicht, bzw. nur schwer erreicht werden.

Die offene Jugendarbeit JAM arbeitet unter Anderem sehr eng mit dem Verein Neustart zusammen und begleitet regelmäßig straffällig gewordene Jugendliche aus dem Montafon, die über die Leistung des außergerichtlichen Tatausgleichs eine Gerichtsverhandlung abwenden können. Die zentrale Aufgabe der Jugendarbeit, auch die Zielgruppen der delinquenten, bzw. problembehafteten Jugendlichen ansprechen und aufsuchen zu können, kann bis dato nicht geleistet werden. Aus präventiver Sicht ist dieses Arbeitsfeld der mobilen Jugendarbeit sehr wichtig und wird derzeit von keiner anderen Institution bearbeitet, bzw. abgefangen. Um eine nachhaltige und durchgängige Angebotsstruktur in allen Montafoner Gemeinden zu schaffen, ist die Einführung des mobilen Wohnzimmers anzustreben. Neben den individuellen Angeboten in den einzelnen Gemeinden sollen auch bedarfsorientiere gemeindeübergreifende Aktionen durchgeführt werden.

Durch die Implementierung des mobilen Wohnzimmers ist ein Raum für das gesellschaftliche Lernen in den Bereichen Sprache, Kultur, politische Bildung, Eigenverantwortung und Gesundheit geschaffen, der in den einzelnen Gemeinden des Montafon und auch gemeindeübergreifend belebt wird.

Durch die Implementierung des mobilen Wohnzimmers ist eine Erweiterung der standortbezogenen Jugendarbeit und somit eine Nahtstelle zu den Gemeinden und anderen Institutionen und Einrichtungen gelungen.

Durch die Implementierung des mobilen Wohnzimmers sind die räumlichen Hürden für die jungen Jugendlichen beseitigt. Jugendliche aller Altersgruppen finden altersspezifische Angebote und Beratung in ihrer Gemeinde und in ihrer nahen Umgebung vor. Es ist ein örtlich wechselnder Begegnungsraum geschaffen, um miteinander in Dialog zu treten.

Durch die Implementierung des mobilen Wohnzimmers ist neben der „sichtbaren“ Gruppe von Jugendlichen auch die Gruppe der nicht sichtbaren Jugendlichen angesprochen. Das mobile Wohnzimmer leistet nachgehende und aufsuchende Sozialarbeit, kommt mit Einzelpersonen und/oder Gruppen in Kontakt, baut Beziehungen auf, bildet Netzwerke um diese Personen/Gruppen und kann bedarfsorientiert Hilfe und Unterstützung in schwierigen Situationen anbieten.

Jugendliche Gestaltung des Sozialraums in der Heimatgemeinde
Jugendliche der Montafoner Gemeinden werden durch das mobile Wohnzimmer konkret auf ihre Lebenswelten und Bedürfnisse angesprochen. Durch die nachgehende und aufsuchende Sozialarbeit  werden Jugendliche an ihren selbstgewählten Plätzen angetroffen, die Beziehungsarbeit mit Einzelpersonen und Personengruppen steht dabei im Vordergrund. Die Methode der nachgehenden, bzw. aufsuchenden Sozialarbeit hat dabei einen stark präventiven Charakter (Aufsuchende, bzw. nachgehende Maßnahmen beruhen auf der Grundidee, nicht darauf zu warten bis gefährdete Personen mit einer Institution, bzw. unterstützenden Maßnahme Kontakt aufnehmen, sondern auf sie zuzugehen, um sie so früh wie möglich zu erreichen). Gemeinsam mit den Jugendlichen und sozialen Netzwerken (Vereine, Schulen, Institutionen, ortsansässigen Firmen, Gastronomie, VertreterInnen der Gemeindepolitik, Kulturschaffende, Privatpersonen, NetzwerkerInnen und Exekutive, etc.) der einzelnen Gemeinden wird eine Montafon weite Sozialraumanalyse durchgeführt, funktionierende und bewährte Systeme benannt, Potentiale definiert und Ideen gesammelt. Mit einem systemisch-ganzheitlichen Ansatz werden die Themen der Jugendlichen in ihrer Heimatgemeinde verlässlich und nachhaltig bearbeitet.

Gemeindeübergreifende und gemeindeinterne Sichtbarmachung des mobilen Wohnzimmers
Das mobile Wohnzimmer wird in den Gemeinden Präsenz zeigen, mindestens monatlich in den Gemeinden (z.B. Gemeindeämter, Schulen, Institutionen, Geschäfte, Gastronomiebetriebe und Vereine) vor Ort sein und Gespräche, bzw. Austausch anbieten. Zum Einen wird sich der Jugendarbeiter ein Bild, bzw. einen Überblick über die Jugendangebote in der jeweiligen Gemeinde verschaffen, zum Anderen ist im Rahmen der Sichtbarmachung der mobilen Jugendarbeit in den Gemeinden die spürbare Präsenz vor Ort eines der wichtigsten Arbeitsmittel. Auch bei Veranstaltungen in den Gemeinden, bzw. in der Region wird das mobile Wohnzimmer regelmäßig vertreten sein. Diese Anwesenheiten werden sowohl im Aktionsplan, als auch in den Bekanntmachungen der Gemeinden ersichtlich sein.

In den Gemeinden soll spürbar werden, dass sich ein mobiles Jugendangebot entwickelt hat, gemeindespezifische Themen Relevanz bekommen und örtliche, sowie überörtliche mobile Begegnungsräume gegeben sind. Im Rahmen der Projektlaufzeit werden zwei lokale Jugendteams und eine talweite Steuerungsgruppe (diese besteht aus erwachsenen Personen und den SprecherInnen der Jugendteams) gebildet, die aktiv an der Implementierung, der Umsetzung und am nachhaltigen Fortbestand des mobilen Wohnzimmers mitwirken.

Einrichtungen der sozialen Arbeit, zu denen die mobile Jugendarbeit zu zählen ist, sehen sich grundsätzlich dem Problem gegenüber, Erfolg und Wirkung der erbrachten sozialen Dienstleistung zu erfassen beziehungsweise nachzuweisen. Wenn die soziale Leistung der mobilen Jugendarbeit darauf abzielt, die Persönlichkeitsentwicklung und Handlungskompetenzen von Jugendlichen positiv zu unterstützen, dann lässt sich das Erreichen dieser Ziele nur schwer empirisch fassen. Aufgrund multipler und komplexer Einflüsse des Ursachen-Wirkungszusammenhangs bei gleichzeitig hoher individueller Varianz der Lebenswelten der Klient*innen kann eine genaue Erfassung kaum erfolgen.

Somit bleibt ein subjektiver Eindruck der Jugendarbeiter*innen als maßgebliches Indiz dafür, ob und wie gut die mobilen Interventionen bei der Klientel greifen. Eine tatsächlich empirisch erfassbare Konstante ist somit die Quantität an Kontakten mit der Klientel oder, um es leichter auszudrücken, wie viele Jugendliche das Mobile Wohnzimmer tatsächlich nutzten.

Die hohen Besucher*innen Zahlen sowie auch die steigende Anzahl an Klient*innen an den fixen Standorten in Schruns und Gaschurn zeigen deutlich, dass das mobile Wohnzimmer Wirkung zeigt.

Die mobile Tätigkeit der Jugendarbeiter*innen fördert auf individueller sowie auf kollektiver Ebene Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen. Die Mobile Jugendarbeit vermag es außerdem, persönliche Resilienz und Handlungsfähigkeiten zu unterstützen, wechselseitiges Verständnis im kommunalen Gemeinwesen, Demokratiefähigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und wirkt somit Gewaltpräventiv, auch wenn dies nicht immer empirisch fassbar ist.

Durch Kooperationen mit der Offenen Jugendarbeit Bludenz und Walgau konnte der Bekanntheitsgrad des Projekts auch überregional weitergetragen werden. Dies führte zu einer vertiefenden Vernetzung der genannten Institutionen und das Fahrzeug kann nun auch bei Standzeiten im Montafon von anderen Einrichtungen zum Zweck der mobilen Jugendarbeit partiell mitgenutzt werden. Es ist somit gelungen, die Nutzung des Fahrzeuges zu optimieren und die Verbreitung zu erhöhen.

Wo der Weg zum Jugendzentrum zu weit ist, kommt das mobile Wohnzimmer zu den Jugendlichen.

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