Museumsprozess Kleinwalsertal

LES 14-20

Projektträger
Gemeinde Mittelberg/Riezlern

6991 Mittelberg

Website

31. Mai 2016
30. September 2017

Beteiligungsprozess zur Erarbeitung regionaler Identität/Authentizität mit Transformation in ein Leuchtturmprojekt im Walser Museum

Das Projekt „Museumsprozess Kleinwalsertal“ war ein Beteiligungsprozess zur Erarbeitung einer regionalen Identität, die im jetzigen Walser Museum umgesetzt und erlebbar gemacht werden soll. Nach einer ersten öffentlichen „Kick-Off“ Veranstaltung bildeten interessierte BürgerInnen der Gemeinde eine Kerngruppe zur Entwicklung eines Museumskonzepts. In fünf Workshops wurden verschiedene Themen wie Netzwerkarbeit, thematische Fokussierung, Raumanforderungen, Besucher oder Strukturen und Rahmenbedingungen für das Museum behandelt. Die Zwischenergebnisse wurden in einer öffentlichen Veranstaltung im Museum, der „Baustelle:Museum“, der Bevölkerung präsentiert. Hier gab es für alle die Gelegenheit, Anregungen einzubringen. Danach wurden mit dem Polytechnischen Lehrgang und freiwilligen Personen aus der Gemeinde drei Ausräumaktionen im Museum veranstaltet. Zusammen mit dem Büro Rath & Winkler wurden dann Bausteine ausgearbeitet, die von grundsätzlichen Themen wie museologischen Leitlinien, räumlichen Anforderungen, Organisationsstruktur bis zu Umsetzungsstrategien reichten und am Ende ins Museumskonzept einflossen. Am 4. Juli 2017 wurde das Museumskonzept der Öffentlichkeit im Walserhaus präsentiert. Zum Abschluss setzten sich die GemeindevertreterInnen in einer Klausur im Detail mit dem Prozess und dem Museumskonzept auseinander.

Die Region Kleinwalsertal verfügt über reiche kulturelle und kulturhistorische Potenziale:

  • eine singuläre Geschichte – in Relation zu den übrigen Regionen Vorarlbergs,
  • eine durch starke Tourismusausrichtung geprägte Entwicklung.
  • dadurch äußere Einflüsse neben der Walser Tradition.

In diesem Spannungsfeld ist und war es oftmals nicht selbstverständlich, die eigene Identität und Authentizität zu kennen und herauszustellen. Nicht nur im Tourismus ist das Thema Authentizität aber gefragter denn je. Auch in der Bevölkerung wird das Bedürfnis spürbar, sich mit der Identität auseinander zu setzen. Dies soll aber nicht heißen, sich nur mir der Walser Geschichte auseinander zu setzen. Vor allem bedeutet dies, die Vielschichtigkeit der Bevölkerung aufzuzeigen und diese mit in die Konzepterarbeitung einzubeziehen.

Das Museum als Leuchtturmprojekt muss sich in diesem Zuge auch um breitere gesellschaftliche Akzeptanz, Wertschätzung und aktive Mitarbeit bemühen. Und nicht zuletzt gilt es, über eine zukunftsfähige Trägerschaft nachzudenken. Das Museum in Riezlern hat Potential, in Zukunft ein Ort produktiver Spannung zu werden: Eine ausgleichende und Sinn stiftende Brücke, zwischen dem bleibenden kulturellen Erbe einerseits, der spannungsreichen und von Dynamik geprägten Gegenwart andererseits. Der Prozess soll Verständnisbrücken zwischen den Zeiten bauen, und deren Tragfähigkeit durch die Umsetzung im Projekt Museum zu gewährleisten. In diesem Sinne übernimmt das Museum eine Vorbildfunktion für weitere Projekte und Investitionen im Kleinwalsertal, von Handel über Dienstleistungen bis hin zu Bauprojekten. Der Zeitpunkt für den Prozess fällt zeitlich mit dem Um-/Neubau des Feuerwehrhauses zusammen, das sich im gleichen Gebäude befindet. Nach Ende des Prozesses kann die bauliche Umsetzung im Museum Hand in Hand mit der Umgestaltung der Feuerwehr erfolgen.

Ziel des Beteiligungsprozesses ist es, das Thema Kultur, kulturelle Identität und Museum ins Zentrum des öffentlichen Interesses zu rücken. Die Bevölkerung beschäftigt sich im Zuge des Projektes mit den identitätsstiftenden Fragen, womit eine Sensibilisierung für das Thema einhergeht. Um diese Sensibilisierung auch in Zukunft nachwirken zu lassen wird versucht, eine Gruppe Interessierter zu motivieren, sich in einem Museums- oder Kulturverein zu engagieren. Nach Phase eins werden die erarbeiteten Antworten im nächsten Prozessschritt in ein greifbares Umsetzungskonzept transformiert. Am Beispiel Museum wird aufgezeigt, wie regionale Identität in authentisches Handeln sichtbar gemacht werden kann. Dafür soll ein Konzept ausgearbeitet werden, welche baulichen und programmatischen Veränderungen vorgenommen werden sollten, um die erarbeiteten Themen dementsprechend zu vermitteln. Dieses Konzept wirkt beispielgebend für das ganze Tal und weitere Projekte. ’Es zeigt auf, wie regional authentisches Handeln in der praktischen Umsetzung aussehen kann. Der Beteiligungsprozess und das Leuchtturm-Konzept Museum wirken somit auf das gesamte Tal.

Das Projekt enthält zwei Arbeitspakete, die sich mit der Erarbeitung der kulturellen Identität und deren Umsetzung auseinandersetzen. Dazu wird die gesamte Bevölkerung des Kleinwalsertals eingeladen, an mindestens zwei öffentlichen Veranstaltungen ihre Gedanken und Meinungen zum Thema einzubringen. Das Kleinwalsertal ist Wohnort für über 40 Nationalitäten, hier vermischen sich traditionelle Walser Kultur mit äußeren Einflüssen. Um ein umfassendes Bild der Meinungen und des Kultur- und Identitätsbewusstseins in der Region zu erhalten ist es essentiell, vor allem auch eingewanderte Mitbürger in das Projekt einzubinden. Für den Kernprozess wird eine Kerngruppe aus der Lenkungsgruppe und interessierten ehrenamtlichen Bürgern gebildet, welche die Ergebnisse sammelt und die Themen daraufhin in die Tiefe behandelt und ausarbeitet. Die Lenkungsgruppe besteht aus dem Museumsverantwortlichen, der Kulturservicestelle und den begleitenden externen Experten. Die Lenkungsgruppe koordiniert und dokumentiert das Projekt und ist auch für die begleitende Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Mit den öffentlichen Veranstaltungen und vor allem mit den Ausräumaktionen im Museum wurde in der Bevölkerung eine neue Begeisterung für das Museum, aber vor allem für die Kultur des Tales mit all seiner Vielfalt entfacht. Die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme wurde positiv aufgenommen und hat dann auch allen Beteiligten Spaß gemacht. Das „Feuer für unsere Kultur und Identität“ wurde neu entfacht. Nebenbei wurden andere Museen und auch die Medien auf diese neue Art der Erstellung eines Museumskonzepts aufmerksam. Das ausführliche Konzept durch das Büro Rath & Winkler ist eine gute Arbeitsgrundlage für die Umsetzung des Umbaus und vor allem für die Umsetzung des Zieles „Ein Museum von vielen – für alle!“ Ebenso hat die Gemeindevertretung ein erstes positives Signal zur Umsetzung des Konzepts gegeben, bevor weitere Gremien befragt werden.

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