Naturwelten Brandnertal
Tier- und Pflanzenwelten – Naturvielfalt im Brandnertal. Erleben, Erfahren und Erspüren des Lebens auf interaktiven Themenwegen.
Um den Sommertourismus im Brandnertal attraktiver zu gestalten, entwickelten die Bergbahnen Brandnertal in Zusammenarbeit mit den Projektbeteiligten die Naturwelten Brandnertal. Diverse Themenwege sollen den Besuchern die Natur im Brandnertal näherbringen und begreifbar machen. Nach den bereits umgesetzten Themenwegen „Natursprünge-Weg“ und „Barfuß-Weg“ wurden im Rahmen dieses Projektes nun der Tierwelten-Weg und der Pflanzenwelten-Weg realisiert. An interaktiven Stationen werden leicht verständlich die Themen aufbereitet.
Der Tourismus ist für das Brandnertal wirtschaftlich von zentraler Bedeutung. War es früher vorwiegend die Wintersaison, die viele Besucher ins Tal lockte, wuchs in den letzten Jahren die Nachfrage auch im Sommer zusehends. Die neuen, interaktiven Themenwege sollen die Attraktivität zusätzlich bereichern und sowohl für Tagestouristen als auch für die nächtigenden Gäste einen teilweise ganzjährig verfügbaren, bereichernden Kontakt mit dem Lebensraum eröffnen. Die Stationen sind so ausgerichtet, dass sie - zum Teil - eine ganzjährige Attraktion darstellen und sowohl im Sommer - als auch im Winter sowie besonders bei Schlechtwetter durch zusätzliche Funktionen nutz- und adaptierbar sind. Somit ist das geplante Projekt ein weiterer großer Schritt in Richtung Etablierung des Tals als Ganzjahresdestination. Bei der Realisation wir das schon bestehende Wegenetz genutzt und eine unnötige Möblierung der Landschaft vermieden.
Der im Jahr 2014 eröffnete Natursprüngeweg wird intensiv genutzt, beschäftigt sich thematisch jedoch – wie der Name schon sagt - mit den Ursprüngen der Natur mit Bezug auf das Brandnertal im Allgemeinen. Die geplanten neuen Wege sollen die - mitunter auch nicht so offensichtlichen - Schätze aus der Tier und Pflanzenwelt direkt vor Ort vor den Vorhang holen und Besucher entsprechend sensibilisieren.
Vom Wert der Vielfalt
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung, keine Bestäubung, keine Pflanzen, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr.“
Diese Einschätzung stammt nicht von einem Verschwörungstheoretiker, sondern von keinem Geringeren als Albert Einstein und hat mit dem Bienensterben in jüngster Zeit eine unangenehme Aktualität erhalten. Das Schicksal des Lebens auf unserem Planeten hängt auch ab vom Schicksal einzelner Arten ab und es ist ein Gebot der Stunde, solche Zusammenhänge zu verdeutlichen. Um deren Bedeutung zu verinnerlichen, muss man die Bedürfnisse verschiedener Arten verstehen. Eine unscheinbare Tierart wie die Waldameise erfüllt zahlreiche unverzichtbare Funktionen in einem Wald - von der Vernichtung unzähliger Borkenkäferlarven bis hin zur Beseitigung von Tierleichen. Wenige interaktive Minuten, in denen man sich in eine Tierart versetzt und deren Funktionen durchspielt, reichen aus, um deren Bedeutung ein Leben lang zu verinnerlichen. Zentrales Ziel ist es, das Wissen über die verschiedenen Tierarten spielerisch und mit einem Fokus auf Bewegung zu transportieren.
Vom Wissen unserer Ahnen
Die Pflanzenheilkunde hat in der Alpenregion - auch aufgrund der Vielfalt der vorhandenen Arten -eine uralte Tradition. Eine Tradition, die in unserer schnelllebigen Gegenwart mehr und mehr in Vergessenheit gerät. Paradoxer Weise just in einer Zeit, in der man immer mehr der pflanzlichen Wirkstoffe analysiert und versteht. Basierte das Wissen unserer Vorfahren auf mühsam errungenen Erfahrungen, wüsste die Wissenschaft heute über viele der Wirkstoffe Bescheid, es fehlt der Bevölkerung jedoch an emotionalem Bezug zu Pflanzen generell. Die Pflanzenwelten sollen diesem Trend gegensteuern. Die Pflanzen und das Wissen über deren Heilwirkung soll beim vorgesehenen Lehrpfad mit einer Emotion (Geruch, Tasterlebnis) interaktiv verknüpft und somit emotional verankert werden.
Vom Klima und der Natur
Wie viele Studien belegen, reagieren viele Arten im alpinen Bereich sehr sensibel auf die Erwärmung der Erde. Viele von ihnen sind auf die speziellen Bedingungen angewiesen und laufen Gefahr, von anderen Arten verdrängt zu werden. Sie „flüchten“ sukzessive in höhere Regionen, wobei ihnen natürliche Grenzen gesetzt sind. Ein weiteres Ziel des vorliegenden Projektes ist es daher, anhand aufgearbeiteter „Einzelschicksale“ , wesentliche Zusammenhänge rund um den Klimawandel für Besucher verständlich zu transportieren.
Authentizität als oberstes Gebot – wir präsentieren nur das, was wir auch wirklich vor Ort haben. Die Naturvielfalt im Brandnertal macht das möglich. Die 19 Stationen werden so konzipiert, dass sie auf faszinierende Naturphänomene hinweisen und nicht von ihnen ablenken.
Weg 1: „Tierwelten“: Ökosystemleistung verstehen durch deren Bewohner.
Dieser Teil des Weges holt verschiedene Tierarten vor den Vorhang. Welche wichtigen Rollen spielen etwa Waldameisen oder Bienen? Wie erfüllen diese ihre „Aufgaben“? Schleppen wie die Ameisen, Tanzen wie die Bienen, kommunizieren wie die Murmeltiere und gleiten wie ein Adler – an activity - Stationen können Besucher typische Verhaltensweisen imitieren, sich in die Tiere hineinversetzen und deren Bedeutung verinnerlichen.
Weg 2: „Pflanzenwelten“: Besser leben mit dem Wissen aus Omas Trickkiste
Die Flora der Bergwelt hat eine faszinierende Vielfalt, deren Verletzlichkeit jedoch gemeinhin massiv unterschätzt wird. Insbesondere klimatische Veränderungen setzen den Pflanzen im Gebirge massiv zu und führen dazu, dass ganze Pflanzengesellschaften verschwinden können. Der botanische Teil der Naturthemenwege widmet sich - auch den mitunter unscheinbaren - Perlen der Gebirgswelt. Das erleben den Pflanzenwelt soll dabei nicht nur mit Steckbriefen ablaufen, sondern in erster Linie über Emotionen. Welche Düfte werden produziert, welche Farben sind im Spiel, welche Besonderheiten haben die Pflanzen aufzuweisen, welche Schätze für unsere Gesundheit tragen sie in sich und wie können wir das nutzen? Gerade in unserer schnelllebigen Zeit geht viel wertvolles Pflanzenwissen unserer Ahnen verloren. Wir holen „Omas Trickkiste“ wieder aus der Versenkung…
Für die BesucherInnen erweitern und bereichern die zwei Themenwege das bestehende Angebot enorm und ermöglichen einen spielerischen, bewegungsreichen, informativen und dennoch schonenden Naturgenuss. Hinzu kommt die Besucherlenkung auf bereits bestehende Wege sowie eine Entlastung des häufig überfüllten „Natursprüngeweges“.
Für die Menschen im Tal führt der Ausbau des Ganzjahrestourismus zu mehr Attraktivität durch Kontinuität: Das Brandnertal ist eine beliebte Tourismusdestination, deren Anziehungskraft jedoch nach wie vor sehr stark vom Winterangebot dominiert wird. Ein Ziel des vorliegenden Projekts war bzw. ist es, die ganzjährige Attraktivität des Tales massiv zu forcieren und durch diese Kontinuität nicht nur für Besucher das ganze Jahr interessant zu sein, sondern auch für Arbeitskräfte und deren Familien. Regionen mit einem kontinuierlichen, möglichst wetterunabhängigen Angebot bieten die besonders für junge Familien nötige Stabilität.
Durch die Realisierung des vorliegenden Projekts konnte die Inbetriebnahme der Palüdbahn auch in den Sommermonaten umgesetzt werden. Im Jahr 2017 transportierte diese bereits 13.000 Besucher. Somit sind im Brandnertal beide Bahnen vom Dorf auf den Berg in Betrieb, wodurch mit einem Schlag gleich drei Gastronomiebetriebe - der Gasthof Melkboden (mit Übernachtungsmöglichkeit), die Palüdhütte (mit Übernachtungsmöglichkeit) sowie das Restaurant „Niggenkopf“ erschlossen wurden. Das Restaurant Goona hat den Sommerbetrieb nach der Anlaufphase ab dem Jahr 2020 geplant.
Allein durch die Realisation der geplanten Wege konnten, abgesehen von der indirekten Wertschöpfung im Tal, 14 Arbeitsplätze in Ganzjahresstellen im Brandnertal ausgebaut werden (6 Bahnmitarbeiter für den Betrieb der Palüdbahn, 1 Mitarbeiter für die Wartung der Wege, 10 Angestellte in den Gastronomiebetrieben).
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