Soziale Nahversorgung

                                    
                                        Soziale Nahversorgung
                                    
                                    © Foto: ARGE Soziale Nahversorgung Acht Gemeinden aus zwei Regionen haben gemeinsam erarbeitet, was es braucht, um die Bürgerservices zukunftsfähig zu machen.

                                    
                                        Soziale Nahversorgung

                                    
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                                    © Foto: ARGE Soziale Nahversorgung Acht Gemeinden aus zwei Regionen haben gemeinsam erarbeitet, was es braucht, um die Bürgerservices zukunftsfähig zu machen.

Soziale Nahversorgung

LES 14-20

Projektträger:in ARGE Soziale Nahversorgung 6820 Frastanz

1. Juli 2024
1. Juli 2024

Weiterentwicklung des Bürgerservice und ehrenamtlicher Strukturen für soziale Anliegen als Anlauf- und Servicestellen zur Förderung des Miteinanders und des bürgerschaftlichen Engagements

Die Gemeinden, insbesondere die kleineren, stehen vor großen Herausforderungen. Bisherige  Aufgaben fallen zum Teil weg und neue kommen hinzu, insbesondere im Sozialbereich. Der soziale  Zusammenhalt wird immer wichtiger, um die hohe Lebensqualität für alle zu erhalten. Dem  Bürgerservice kommt somit als „Seismograf“ für Entwicklungen im Dorfgeschehen eine wesentliche  Rolle zu. 

In einer Phase der Bewusstseinsentwicklung für diese Thematik trafen sich die Bürgermeister der  acht Modellgemeinden aus dem Bregenzerwald und dem Walgau, um die Probleme zu erörtern und mögliche Lösungswege aufzuzeigen. Parallel dazu diskutierten Bürgerservice-Mitarbeiter:innen und ehrenamtlich Engagierte die aktuelle Situation,  mögliche Visionen und verschiedene Rollenkonflikte. Mithilfe einer Erhebung wurden auch weitere  Stakeholder:innen in den Gemeinden auf die Thematik aufmerksam.

Besonderer Fokus lag auf der notwendigen Unterstützung und erforderlichen Qualifizierungsmaßnahmen, die diese Menschen brauchen, um den künftigen Aufgaben in den  Kommunen gewachsen zu sein. 

Bei zwei größeren Veranstaltungen diskutierten diese beiden Gruppen gemeinsam mit Vertreter:innen verschiedener Facheinrichtungen und anderer Verwaltungsebenen.

Diese Bewusstseinsbildung wurde durch begleitende Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Bei allen  Aktivitäten wurde darauf geachtet, das vorhandene Know-how aufzugreifen, auf bestehende  
Strukturen aufzubauen und “nichts Neues” zu erfinden. Dies garantiert auch den notwendigen Transfer über das Projektende hinaus.

Große psycho-soziale Herausforderungen in den Gemeinden

Die Gemeinden sind mit großen gesellschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, prekäre Familiensituationen usw. sind nur einige Themen, die auch in Zukunft die Gemeinden und Regionen stark beschäftigen werden. Bestehende Strukturen müssen für diese Aufgaben nachhaltig qualifiziert werden.

Bürgerservice in den Gemeinden im Umbruch

Im Zeitalter der Digitalisierung verändert sich der Bürgerservice in den Gemeinden. Bisherige Aufgaben fallen weg und neue, insbesondere im Sozialbereich, kommen hinzu. In Bürgerservicestellen haben die Mitarbeiter:innen einen „unmittelbaren Draht“ zu ihren Bürger:innen. Die Mitarbeiter:innen haben ein hohes Wissen und einen sehr guten Kontakt zu den Bürger:innen und kennen die wesentlichen Hilfsangebote.

Beziehung des Bürgerservice und ehrenamtlicher sozialer Strukturen zu den Bürger:innen verstärkt nutzen

Insbesondere Bürger:innen mit höherem Unterstützungsbedarf aufgrund der stetig zunehmenden Digitalisierung und fehlender sozialer Vernetzung sollten verstärkt angesprochen und zur Selbstwirksamkeit geführt werden. Dabei informieren der Bürgerservice und ehrenamtliche Strukturen über bestehende Angebote und Möglichkeiten und vermitteln hierzu. Sie fungieren als Brückenbauer und Informationsdrehscheiben zu bestehenden Angeboten, schaffen Vertrauen und unterstützen bei der Inklusion von weniger integrierten Personengruppen in die Gemeinschaft.

Acht Modellgemeinden aus zwei Regionen in Vorarlberg erarbeiten gemeinsam mit Personen des Fachteams (z.B. FEB, Rudi Malin (Göfis), IFS, Selbsthilfe Vorarlberg, FH Vorarlberg, Schloss Hofen u.a.) ein Konzept zur nachhaltigen Qualifizierung von Ehrenamtlichen und Mitarbeiter:innen der Gemeinden zur Förderung der Dorfgemeinschaft, Inklusion und des bürgerschaftlichen Engagements.

  • Zentrale Stakeholder:innen sind identifiziert und in die Entwicklung eingebunden.
  • Aktuelle Maßnahmen und wesentliche Infrastrukturen zur Förderung der Dorfgemeinschaft sind in den Modellgemeinden identifiziert und Weiterentwicklungspotentiale benannt.
  • Stellenprofile und Lernziele für Mitarbeiter:innen und Ehrenamtliche in Gemeinden zur Förderung der Dorfgemeinschaft und des bürgerschaftlichen Engagements sind erarbeitet.
  • Modell-Curriculum samt Umsetzungsplan inkl. Evaluationskonzept ist erarbeitet.
  • Mitarbeiter:innen in den 8 Modellgemeinden sind identifiziert und bereit zur Umsetzung (Teilnahme am Curriculum und Umsetzung Projekte in ihrer Gemeinde).
  • Die Umgestaltung des Bürgerservice im Hinblick auf die künftigen Herausforderungen ist vorbereitet.
  • Die soziale Nahversorgung und der Bürgerservice sind gestärkt; der Bürgerservice wird als wichtiger "Seismograf" für verschiedene Entwicklungen in der Gemeinde wahrgenommen.
  • Durch frühzeitiges, proaktives Agieren sollen die Kosten für künftige, institutionelle Betreuungsleistungen (z.B. MoHi, Familienhilfe, Schnellhilfe Plus u.a.) zurückgehen.
  • Durch die Mitsprache aller beteiligten Personen und die gemeinsame Entwicklung des Konzepts wird die Zusammenarbeit gestärkt und das Engagement erhöht.
  • Gewonnene Erkenntnisse und Tools werden allen Gemeinden in Vorarlberg zur Verfügung gestellt, wodurch alle vom größeren Know-how profitieren können.

Projektmanagement

Im gesamten Projektzeitraum stimmte sich die Kerngruppe (Obmann der ARGE, Sprecher der  Projektgruppe, beide Projektbegleiter:innen) insgesamt 13 mal ab. Dabei ging es um Berichte, geplante  Aktivitäten, inhaltliche Ausrichtung der Aktivitäten sowie allgemeine administrative Belange rund um das Projekt. Der überwiegende Teil der Sitzungen fand aus Effizienzgründen online statt. 

Die Lenkungsgruppe (Bürgermeister der Modellgemeinden, Regios, VGV, beide Projektbegleiter:innen) traf sich viermal. Neben verschiedenen Berichten lag dabei der Fokus vor allem auf der inhaltlichen Ausrichtung des Projekts. In diesem Gremium wurde viel diskutiert und neue Ideen wurden entwickelt.  

Die Projektbegleitung wurde von zwei Personen übernommen.

Öffentlichkeitsarbeit

Vier Presseaussendungen (zu Projektbeginn, im Rahmen des Fachdialogs, im  Rahmen der Fachtagung, zu Projektende) und eine Pressekonferenz (im Rahmen der Fachtagung) wurden durchgeführt.  

Die teilnehmenden Gemeinden erhielten laufend (aktiv und auf Nachfrage) Berichte und Fotos für ihre interne Kommunikation (Homepage, Gemeindeblatt u.ä.). 

Auf www.frastanz.at wurde eine eigene Unterseite zum Projekt mit weiterführenden Informationen  erstellt. Die Mitarbeiter:innen hatten permanent Zugriff auf einen Online-Ordner mit aktuellen Fotos zum  Projekt. 

Allgemeine Projektinformationen wurden bei verschiedenen Veranstaltungen und Systempartner:innen verteilt. 

Auf Anfrage (z.B. einzelne Gemeinden, Vorarlberger Gemeindeverband) wurden spezifische  Informationen zum Projekt zusammengestellt oder das Projekt wurde in einer größeren Runde vorgestellt (z.B. Regio Walgau). 

Arbeits-Workshops 

Die Workshops wurden mit der Projektgruppe durchgeführt. Diese Gruppe bestand aus  Mitarbeiter:innen aus allen Modellgemeinden sowie ehrenamtlich engagierten Personen aus diesen Kommunen. Acht Treffen wurden durchgeführt. Zwischen diesen Workshops recherchierte die Projektgruppe und besprach sich mit Sozialverantwortlichen in den Gemeinden (Gemeindevertretung, Sozialausschüsse). Im Rahmen der Erhebung im ersten Halbjahr führten die Projektgruppenmitglieder z.T. begleitete Interviews durch. Der Sprecher der Projektgruppe war zusätzlich bei allen Kerngruppentreffen involviert, bei einer Lenkungsgruppe als Vertreter geladen und unterstützte die Projektbegleitung bei einzelnen Aktivitäten als Bindeglied zwischen Projektmanagement und Bürgerservice.

Themen der Workshops:  
·    WS I: Diskussionen zum Thema Soziale Nahversorgung, Lebensqualität in den Gemeinden,  
SWOT-Analyse, theoretischer Input, Themenblöcke Befragung  
·    WS II: IST-Situation in den Gemeinden, Diskussion der Unterschiede, erforderliche Fähigkeiten,
Rollenkonflikte, SOLL-Bild, Lernerfahrungen   
·    WS III: Fachdialog aufarbeiten, Anpassungen beim SOLL-Bild, Stellenprofile und Kompetenzen  
vergleichen und bearbeiten  
·    WS IV: Reflexion und Vertiefung, Ergebnisse aus der Erhebung, Stellenprofil, Porträts von  
engagierten Personen  
·    WS V: Fachtagung aufarbeiten, Minimalstandards für jede Gemeinde definieren,  
Weiterbildungsprogramm, Vision für die Zukunft, Wünsche an die Systempartner, Ausblick 

Die genauen Inhalte der Workshops wurden erst im Prozessverlauf fixiert. So konnte die Projektgruppe den Prozess aktiv mitgestalten. Durch die intensiven Diskussionen traten viele Bedürfnisse und Wünsche der Bürgerservice-Mitarbeiter:innen zutage. Diese Themen konnten die Projektbegleiter:innen aufgreifen, für die Lenkungsgruppe zusammenfassen, mit den Systempartner:innen diskutieren oder für die Medienarbeit verwenden. Somit wurde gewährleistet, dass die „Stimmen der Projektgruppe“ gehört und ernst genommen wurden. 

Fachdialog und Fachtagung 

Der Fachdialog wurde am 15. Juni 2023 im Ritter-von-Bergmann-Saal in Hittisau durchgeführt. Es  waren 35 Personen anwesend. Neben Projekt- und Lenkungsgruppe waren dies  Gemeindevertreter:innen sowie Vertreter:innen von Facheinrichtungen wie VoKi, Sozialsprengel und  Land Vorarlberg. Aufbauend auf den Ergebnissen aus den vorangegangenen Workshops stand vor allem der „Dialog auf Augenhöhe“ mit Personen aus unterschiedlichen Bereichen im Vordergrund.  Dabei wurden erste persönliche Kontakte geknüpft – von denen beide Seiten profitieren und wodurch die Zusammenarbeit erleichtert wird. 

Die Fachtagung wurde am 25. Jänner 2024 in der FH Vorarlberg durchgeführt. Es waren 96 Personen  anwesend. Der Fokus im ersten Teil lag auf der Vorstellung des bisherigen Prozesses und Fachinputs  (z.B. von der Bezirkshauptmannschaft, der Fachhochschule und dem Vorarlberger Gemeindeverband). Im zweiten Teil diskutierten die Teilnehmer:innen die Minimalstandards der Gemeinden, welche  Aufgaben delegiert und wie die Gemeinden bestmöglich unterstützt werden können. 

Vernetzung mit zentralen Stakeholder:innen 

Verschiedene Personen/Institutionen wurden als Systempartner:innen im Laufe des Projekts getroffen (einmalig oder mehrmals). Zusätzlich fand telefonischer Austausch mit diesen und weiteren Personen in unregelmäßigen Abständen statt.

Der Fokus lag dabei auf den Angeboten im Sozialbereich sowie auf dem gegenseitigen Austausch mit Fachorganisationen. Informationen aus diesen Gesprächen unterstützten die inhaltliche Ausrichtung der Fachtagung und wurden auch wieder in die Projekt- und  Lenkungsgruppe zurückgespielt. Außerdem wurden die zukünftigen Kooperationsmöglichkeiten abgeklärt. Etwaige Doppelgleisigkeiten konnten so permanent abgeklärt und verhindert sowie Synergieeffekte frühzeitig erkannt werden.

Beim Abschlusstreffen waren Vertreter:innen der Bezirkshauptmannschaft, des Landes Vorarlberg, vom Vorarlberger Gemeindeverband sowie den Regios anwesend. Die Wünsche aus dem Projekt  heraus wurden dort kommuniziert. Dies gewährleistet den Transfer in den Alltag, auch über das  Projektende hinaus. 

Einzelne Vertreter:innen von Facheinrichtungen berichteten, dass sie bei den Projektveranstaltungen zum ersten Mal mit Mitarbeiter:innen aus dem Bürgerservice zu tun hatten – obwohl sie Serviceleistungen für diese anbieten. Diese Vernetzung war demnach für beide Seiten von Vorteil.
 

Die Bürgerservice-Mitarbeiter:innen sind selbstbewusster geworden, sehen ihre täglichen Aufgaben  aufgewertet – und fühlen sich besser wertgeschätzt. Bei den Bürgermeistern und den  Gemeindevertretungen hat durch die anhaltende Beschäftigung mit dem Thema ein Umdenken  stattgefunden.       

Bereits ab dem zweiten Treffen wurde ein wesentlicher Zusatznutzen durch die Workshops  offensichtlich: der Austausch auf Bürgerservice-Ebene (auf Bürgermeister-Ebene sind solche Treffen üblich). Es ging neben den inhaltlichen Erarbeitungen der vorbereiteten Fragestellungen immer auch  darum, wie auftauchende Probleme in den anderen Gemeinden gelöst werden. Dabei wurden teils  sehr große Unterschiede in den Vorgehensweisen offensichtlich – nicht nur zwischen den beiden  Regionen, sondern teils auch innerhalb einer Region. 

Von diesem informellen Austausch profitierten insbesondere kleinere Gemeinden, wo einzelne  „Spezialfälle“ seltener vorkommen. Durch den persönlichen Kontakt ist es auch in Zukunft leichter, bei akut auftretenden Problemen gleich bei den richtigen Ansprechpartner:innen zu fragen.  

Die zentralen Stakeholder:innen (Interessensvertretungen, Facheinrichtungen, Behörden) waren mit vielen Gesprächen und zwei größeren Veranstaltungen laufend einbezogen und konnten ihre Interessen  einbringen. 

Mithilfe einer Befragung wurden die aktuellen Maßnahmen und wesentlichen Infrastrukturen für die  Lebensqualität in den Modellgemeinden identifiziert. In den Workshops wurden Stellenprofile  erarbeitet, die Lernziele definiert sowie die Inhalte für ein Weiterbildungs-Curriculum erarbeitet.  

Aufgrund der erreichten Bewusstseinsbildung sind die Bürgerservice-Mitarbeiter:innen und die  Gemeindeämter (inkl. politische Entscheidungsträger:innen) auf die künftigen Herausforderungen und mögliche Lösungswege gut vorbereitet. Außerdem liegen klare Handlungsempfehlungen für die  sofortige Umsetzung bereit (einige sind bereits umgesetzt).  

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