Zeitzeugen

Kleinprojekt LES 14-20

Projektträger
Hörburger Marco

6933 Doren

28. Februar 2020
30. November 2021

Dokumentation der subjektiven Erfahrungen der letzten Zeitzeug*innen im Bregenzerwald aus der Zeit des 2. Weltkriegs.

Marco Hörburger, Student der Geschichte auf Lehramt und ehrenamtlicher Ortschronist von Doren, hat gemeinsam mit Anton Spettel, Pensionist und Messmer in Doren und Andreas Klopfer, der vor ein paar Jahren mit seiner Familie nach Doren gezogen ist, eine der letzten Chancen genutzt, um Geschichten aus erster Hand aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges sowie den Jahren danach zu dokumentieren und thematisch aufzuarbeiten. Die Ergebnisse sollen allen Interessierten und insbesondere den Lehrer*innen sowie Schüler*innen der Haupt- und Mittelschulen sowie dem Bregenzerwald Archiv zur Verfügung stehen.

Oberstes Ziel war es, ein subjektives Stimmungsbild von damals einzufangen und keine reine Geschichtsdokumentation anzufertigen. Krieg ist nicht etwas, das nur anderswo stattfindet. Wie uns die Geschichte zeigt, kann Krieg jeden und jede treffen. Dieses Gefühl auch nur in Ansätzen zu erfahren, kann helfen, dem Vergessen entgegenzuwirken und Menschen, die selbst vielleicht noch nie in einer solchen Situation waren, die möglichen Folgen ihrer Einstellungen, ihres Verhaltens und ihrer Handlungen vor Augen zu führen.

In einem ersten Schritt wurden die noch lebenden Zeitzeug*innen ausfindig gemacht. Diesen wurden dann in Einzelgesprächen die Ziele und das Projektvorhaben sowie die geplanten Ergebnisse ausführlich erklärt. Letztendlich konnte mit sechs Zeitzeug*innen ein Interview geführt werden. Die Geschichten der Zeitzeug*innen wurden filmisch festgehalten und so für den Schulunterricht und für weitere Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit aufgearbeitet.
Die regionale Auseinandersetzung und filmische Festhaltung der Thematik ist von historischer Bedeutung und soll, sobald die Umstände dies erlauben, z.B. bei einem Themenabend im Bregenzerwald Archiv gezeigt werden. Im Idealfall werden die Filme auch Bestandteil des Geschichtsunterrichts der Mittel- und Hauptschulen des Bregenzerwaldes.

Im Jahr 2020 sind es bereits 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und die jungen Frauen und Männer von damals heute 90 Jahre oder älter. Um noch Aussagen aus erster Hand zu erhalten, darf man sich nicht mehr lange Zeit lassen. Deshalb hat sich die Projektgruppe auf den Weg gemacht, Zeitzeug*innen aus dem gesamten Bregenzerwald zu finden, welche bereit sind, in einem Projekt mitzuwirken. Bisher konnten sieben Zeitzeug*innen aus Schoppernau, Au, Damüls, Bizau, Langenegg, Doren und Alberschwende gefunden werden, die sich ein Interview vorstellen können. Es kann gut sein, dass noch weitere folgen. Da bei den Zeitzeug*innen nach ihren eigenen Aussagen "die Uhr läuft", wäre es gut, wenn das Projekt bereits begonnen hätte, damit sie auch das „Ende“ erleben. Es scheint eine der letzten Möglichkeiten, Informationen aus erster Hand von Frauen und Männern, Zivilist*innen und Soldaten aus dieser Zeit zu dokumentieren, um dem Vergessen entgegenzuwirken.

Dass die Zeitzeugenschaft des Holocaust ihrem Ende zugeht, bestätigt auch die Ausstellung im Jüdischen Museum mit dem Titel „Ende der Zeitzeugenschaft“ (10.11.2019 - 13.04.2020).

  • Dokumentation von subjektiven Erfahrungen und Geschichten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs
  • Verwendung im Schulunterricht und Ablage im Archiv Bregenzerwald
  • Größere Verständlichkeit zu schaffen, welche Auswirkung der Krieg als globales Ereignis auch regional hatte

Im ersten Schritt wurden die noch lebenden Zeitzeug*innen ausfindig gemacht. Mit zwölf von ihnen wurden Vorgespräche geführt. Dabei wurden ihnen das Projektvorhaben und die geplanten Ergebnisse ausführlich erklärt. Darüber hinaus wurde über die Wichtigkeit der Vermittlung regionaler Geschichte gesprochen. Dem Projektteam war wichtig, dass sich die Zeitzeug*innen sicher und wohl fühlten, ihre Erlebnisse zu teilen. Bevor die Geschichten der Zeitzeug*innen also filmisch festgehalten wurden, gab es eine sensible und individuelle Vorbereitungsphase, in der gemeinsam, ohne Zeitdruck, mit den Interviewten ihre Geschichte besprochen wurde. Dies war besonders auf Grund der teils belastenden Zeit des Zweiten Weltkriegs von großer Wichtigkeit.

Sechs der zwölf Zeitzeug*innen konnten schlussendlich für das Projekt interviewt werden. Die anderen sechs, mit denen Kontakt aufgenommen wurde, konnten aus verschiedenen Gründen nicht mehr am Projekt teilnehmen. Die Geschichten der sechs interviewten Zeitzeug*innen wurden filmisch festgehalten und für den Schulunterricht und weitere Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit aufgearbeitet.

Durchgeführte Aktivitäten

  • Vorbereitung/Konzeption der Interviewformate, Recherche der Zeitzeug*innen im Bregenzerwald, Vorbereitung der Zeitzeug*innen über Hintergrund und Zielsetzung in der Projektgruppe unter Beteiligung von Expert*innen und dem Bregenzerwald Archiv.
  • Konzeptionierung eines filmischen Endprodukts (Konzeptionierung, Texte, Dramaturgie, Videointerviews).
  • Vorbereiten der Fragen und Abstimmung derselben mit den Zeitzeug*innen.
  • Organisation der Interviewtermine und Durchführung der Interviews.
  • Erstelltes Bildmaterial sichten, digitalisieren, bearbeiten und in eine Videodokumentation zusammenführen (Technische Bild- und Tonbearbeitung, Grafik DVD und Einleger, thematischer Zusammenschnitt und Erstellung einer DVD sowie einer Full-HD Datei)
  • Digitalisiertes Rohmaterial dem Bregenzerwald Archiv zur Ablage aufbereiten.
  • Erarbeiten des grafischen Erscheinungsbildes und Inhalte für den Einleger zur DVD mit Kurzbeschreibung der Zeitzeug*innen und deren Geschichten.

  • Dokumentation von sechs subjektiven Erfahrungen und Geschichten von Zeitzeug*innen des zweiten Weltkrieges aus dem Bregenzerwald
  • Die filmisch festgehaltenen Interviews stehen über das Bregenzerwald Archiv für Schulen und für öffentliche Zwecke zur Verfügung. Die Rechte zum Vorzeigen und zur weiteren Verwendung sind in öffentlicher Hand.
  • Darüber hinaus stehen die Rohfassungen (Langversionen) der Interviews als Audiofile dem Bregenzerwald Archiv – für bspw. wissenschaftliche Zwecke – zur Verfügung. Nicht nur die geschnittenen und aufbereiteten Interviews bieten einen Mehrwert, es liegt auch ein historischer Schatz in den nichtgezeigten Schilderungen.
  • Durch das Projekt konnte für die regionalen Auswirkungen von Krieg als globales Ereignis sensibilisiert werden.
  • Die Filme wurden bisher in kleineren Kreisen gezeigt. So konnten bereits über 16 Multiplikator*innen die Filme sehen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Größere Veranstaltungen und Filmvorführungen in Schulen waren aufgrund verschiedenster Covid-Bestimmungen noch nicht möglich. So durften bis Dato keine externen Personen in den Schulen tätig bzw. anwesend sein. Sobald dies aber wieder möglich ist, sollen solche Veranstaltungen nachgeholt werden.
Marco Hörburger, einer der Projektbeteiligten, erklärte dem Publikum in Doren die Entstehung der Zeitzeugen-Filmdokumentation. Foto: buch:kultur:doren

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